Der Naturpark Schöneberger Südgelände ist neu lackiert: die Dampflokomotive glänzt tiefschwarz, eine monströse Raupe auf knallroten Rädern, unbestimmbare geheimnisvolle Geräte stehen im Werkhof, gestaltete Objekte schweben darüber. In einer frischorangefarbigen Lore schwimmt ein Zementfisch. Etwas entfernt die riesige Drehscheibe mit Gleisen, wo die Waggons gewartet wurden.
Hier war früher ein Güterbahnhof. Seit den 1950er Jahren wird er nicht mehr genutzt, die Natur hat sich wieder ausgebreitet und vor ein paar Jahren gab die Bahn ihn für die Öffentlichkeit frei.
An diesem sonnigen Wintertag hat die Szenerie etwas Kulissenhaftes, wirkt wie aus „Myst“, dem Computerspiel, in dem man im Gelände weiter kommt, wenn man es durch pure Logik geschafft hat, die richtigen Hebel und Knöpfe zu drücken.
Unter besprühten Brückenresten betritt man das Gelände.
Graffiti an Ruinen.
Die alte Werkhalle.
Schwebendes Objekt im Hof.
Hinten ein denkmalsgeschützter Wasserturm, in dem die Turmfalken brüten.
Mehrere Kästen voll mit schweren rostigen Schrauben stehen auf dem Kopfsteinpflaster. Eine davon steht jetzt auf meinem Schreibtisch.
Durch ein Rohr gelangt man auf vorgeschriebenen Wegen ins Schienenwirrwarr.
Wovon man zu dieser Jahreszeit nichts sieht – zwischen den Geleisen haben sich für städtische Verhältnisse seltene Tiere und Pflanzen wieder angesiedelt.
Nach den Birken vergehen noch Jahre, bevor die Laubbäume kommen (habe ich mir gemerkt).
Hier ist Graffiti ausdrücklich erlaubt.
Von der Infotafel abgefotot: als der Güterbahnhof noch in vollem Betrieb war.
Oh, ich bin begeistert! Ruinen und Graffiti gibt’s also auch im Osten! Und so Schienen im Wald habe ich auch noch nicht gesehen.
Soso, und einen schicken Briefbeschwerer hast du auch gefunden.
REPLY:
Räusper… Schöneberg gehörte zu Westberlin, das Reichsbahngelände allerdings der DDR, komplizierteste Verhältnisse damals.
Und was glaubst du denn, wie es „im Osten“ aussieht? Nur sozialistische Pappschachteln, alles grau, weil es keine Sprühdosen gibt?
Na, ich verzeih dir mal dein Unwissen, weil du ja Ausländer bist 😉
… war ein Scherz, ich weiss auch, dass Graffiti ein weitverbreitetes Jugendkultur-Phänomen industrieller Gesellschaften ist – hatte bloß noch keine auf deinem Blog gesehen.
Und „Osten“ bezog sich eigentlich mehr auf die Perspektive von Köln aus als auf irgendwelche politischen Grenzen und Zusammenhänge.