Auf der Suche nach dem verlorenen Ort

Im Parque Florestal de Monsanto befindet sich das Monsanto-Restaurant, geschlossen und dem Verfall preisgegeben seit über zehn Jahren, mit grossartigem Rundumblick über die Stadt, so steht es auf Seiten über Lost Places in Lissabon. Müssen wir hin. Und muss ja wohl irgendwo sichtbar ganz oben sein wegen guter Aussicht.
Versuch 1: Mit dem 711er Bus in die „grüne Lunge“ der Stadt, Ausstieg bei einigen verfallen wirkenden Häusern oben in den Hügeln, Nieselregen, starker Wind – und um die Ecke das Monsanto-Hochsicherheitsgefängnis. Wir irren ein bisschen herum, der Regen wird immer ekliger, zwei Gefängnismitarbeiter überqueren die Strasse, geben grinsend Auskunft, das Restaurant sei genau hier, nassklamm betreten wir den dörflich wirkenden Gastraum, ältere Männer, Frauen mit Kindern, wir werden angestarrt wie die ersten Touristen, und so ist es wohl auch. Oben an der Wand ein Flachbildfernseher, dramatischer Film mit breitgezogenen schluchzenden Gesichtern. Es bereitet etwas Mühe, Kaffee mit Milch zu bestellen, aber irgendwer kennt dann doch das Wort Milk. Der Wirt weist uns einen Tisch neben der Theke zu mit Blick auf die Gefängniswärter. Fotos zu machen wage ich nicht.
Nach nassem Spaziergang durch schönen Wald ohne Restaurantruine nehmen wir frustriert den Bus zurück in die Stadt.
Versuch 2 einen Tag später, nachdem der Ort inkl. Bushaltestelle genau lokalisiert wurde. Sonntag, schönes Wetter, ziemlich bald taucht wirklich die Ruine auf, ich werde schon ganz aufgeregt, aber da… steht genau vorm Tor ein Polizeiwagen, zwei Uniformierte hinterm Gebüsch auf dem Gelände.

Wie zufällige Spaziergänger schlendern wir also vorbei, linsen durch die weiträumige Absperrung aufs Objekt der Begierde und machen einen Schlenker auf Waldwegen. Dann ist der Polizeiwagen tatsächlich weg. Über eine niedergewalzte Ecke der Umzäunung und wir sind drin!

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