Der Sieger kriegt das Nest

Selber schuld, wenn man ohne Handschuhe den Garten bearbeitet. Der Boden trocknet die Hände aus, dann der Griff in Dornen und Nesseln, aua. Beide Daumen mehrmals neu bepflastert, weil durch stetiges Erdwühlen Wundverband immer wieder abfällt.

Heute früh auf dem Weg zur Oder: als ich den Storch auf der Scheune fotografieren will, kommt der Bauer angeradelt und winkt mir, ihm zu folgen. Wollen Sie die Jungen sehen, ich lass sie jetzt raus, ruft er. Ich frage mich, welche Jungen und gehe hinter ihm her. Der große Hof ist voller Hühner. In einem kleinen Raum im Nebengebäude der Scheune seh ich sie, eine schwarze Henne mit sieben Küken. Die sind vier Tage alt, heute bei dem schönen Wetter sollen sie zum ersten Mal raus. Wir freuen uns beide, als sie verwirrt hinter der Henne her ins Licht stolpern.

Küken in der Sonne.

Der Hahn kommt gucken.

Ich erfahre, dass die Störche schon Mitte März eingetroffen sind und dass es einen lauten heftigen Kampf gab, weil ein anderes Paar auch gern dieses Nest gehabt hätte.

Die Sieger kriegen das Nest.

Als ich mich auf den Weg machen will, sagt der Bauer: Kommen Sie gern mal wieder gucken. Wie nett.
Kaum Menschen an der Oder, aber der Fluss voller Vögel. Ganz langsam schwillt ein Motorengeräusch an.

Ein Frachter bahnt sich seinen Weg.

Später im Garten flitzt eine Eidechse vom Treppchen, als ich eilig was holen will. Und ein rotoranger Schmetterling gaukelt vor mir rum, aber ihn zu erwischen ist wieder gar nicht einfach.

Vielleicht ein kleiner Fuchs?

So eine torkelige Freude über den ersten warmen anfassbaren Frühlingstag!