Stürmische Gärung

Der Sohn ist fort, in Erfurt zum Studieren. Ein scharfer Schnitt. Ich hätte nicht gedacht, dass mich das so mitnimmt, schliesslich habe ich mir oft genug gewünscht, dass er sich weiter rauswagt… und jetzt ist er wirklich weg. In 5er WG mitten im Zentrum, spannend, ich war zwei Tage dabei, lernte die Mitbewohner kennen, Philosophie, Musik, Informatik, VWL, wurde ganz wehmütig beim Gedanken an meine eigene WG-Zeiten, aber Achtung: Vorsicht vor Verklärung. Umzug, Ikea-Einkauf und Zimmereinrichten machten wir noch zusammen, jetzt scheint er allein klar zu kommen.
Kapuzinamutter fährt bestimmt bald wieder hin, schon weil Erfurt eine schöne Stadt ist. Und weil sie die WG interessant findet. Ja, eigentlich weil der Sohn dort ist.

Ein schöner Tag für Gartenarbeit. Sechs Butternuts und drei Feigenblatts geerntet, jede Menge Habanerochilis. Gestrüpp von Kürbispflanzen, Alant usw. beseitigt, Gladiolen ausgebuddelt, ein grosses Eckchen grob umgegraben, die Graswege gemäht.


Tagpfauenauge auf Herbstfreude.


Die gemischte Zwischensaat beginnt zu blühen, hier eine Leguminose.


Roter Meier sät sich wieder prima selber aus.


Und der Holunderwein hat die Phase der stürmischen Gärung erreicht.

Mehr Holunder

Warm, feucht, bedeckt. Im Liebesgrund ist der Weg zum morastigen Rinnsal geworden, der Versuch, die Grasinseln dazwischen zu treffen gelingt nicht immer, ausserdem sind sie ebenfalls durchfeuchtet, klatschnass sind Schuhe, Hosenbeine, Füsse, aber es macht nichts, mir ist wunderbar warm. Weniger wunderbar die Mückenhorden, in Aufwallung letzter Lebenskraft stechen sie überall gleichzeitig zu.


Mit dem Holunder auch diesen auffälligen Falter „geerntet“.


Etwas abseits vom Hauptweg stösst man auf eine Hütte, die Kästen davor könnten einem Imker gehören.


Ob Bienen drin sind? Ich habe lieber nicht nachgeguckt.

Immer dunkler wird es, Füsse quatschen bei jedem Schritt, Mücken stechen wie blöde und ich verlasse mit ergiebiger Holunderausbeute das liebliche Tal.
Holla, noch ein Hollerwein!

Holunderbeeren ernten …

… ist zwar zur Zeit überall möglich, aber ausgerechnet die Stelle beim Liebesgrund, die ich am liebsten mag, ist diesmal weiträumig abgesperrt. Ich angele einige über den Zaun reichende schöne Dolden und ärgere mich ein bisschen. In der Ferne Geräusche von Landmaschinen, hier ist es menschenleer. Plötzlich schweres Atmen ganz nah, ich gucke hin…


… direkt in die Augen eines Stiers.

Ich sage noch: was bist du denn für ein Schöner. Er ist ja hinterm Zaun und ich fühle mich sicher, aber nicht so wirklich. Unverwandt starren wir uns an, er schnaubt und scheint mir jetzt der drohende Wächter des Holunderurwalds, so dass ich es besser finde, gemessenen Schrittes den Abstand zwischen uns zu vergrössern. Kurz schaut er mir noch hinterher und verschwindet dann zwischen den Bäumen.


Der Hölzchensee liegt ruhig in der Abenddämmerung, auch hier ist niemand sonst zu sehen.


Schilfdetail.

Holunder

Am Kanal ist er auch schon teilweise reif, für einen kleinen Ballon hat die Ausbeute gereicht. Mehr zu dieser „Apotheke des Einödbauern“ später.

Überall blüht Zichorie, das kleine blaue Blümchen, das sofort verwelkt, wenn man es für den Blumenstrauss pflückt.

Wilde Idylle am Kanal

Zwischen Oder und Kanal

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