Kreuz und quer

Planänderung: wir verbringen nun alle Tage in Havanna, viel Zeit, die Stadt zu durchstreifen. Immer vertrauter werden die verschiedenen Bussorten, in den billigsten quetscht man sich für 1 CUP, der mittlere (5 CUP) hat Klimaanlage und mehr Sitzplätze, man darf aber auch drin stehen, im komfortabelsten (10 CUP) darf man nur sitzen, er fährt zügiger durch und manchmal ist ein Bildschirm installiert, der kubanische Musikclips zeigt, die hauptsächlich „te quiero“ und „mi corazon“ thematisieren. Die Menschen in den überfüllten Gefährten wirken meist schicksalsergeben und müde, einige schlafen im Stehen. Einmal stieg eine Frau ein mit üppigem Busen, in den ein piepsendes Küken geklemmt war.

Allgegenwärtig: Gemüseverkäufer mit ihren Karren.

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Ein Krankenhaus in Havanna

Die Hotelrezeptionistin erzählt uns, dass sie früher in der medizinischen Krebsforschung tätig war und 2.000 nationale Pesos verdiente, was ungefähr 80 € entspricht und so ziemlich am obersten Ende der staatlichen Gehaltsleiter steht – und ein Bruchteil davon ist, was sie nun im Touristensektor bekommt.
Trotz etlicher Gespräche über das Thema CUC (an den US$ angelehnt und die Währung der Selbständigen und natürlich Touristen) und die nationale Währung CUP (Einheimischenwährung, erstaunlicherweise kann sie aber auch der Tourist bei der Bank einwechseln, 24 nationale Pesos = 1 CUC) ist diese Aufspaltung einer sozialistischen Gesellschaft in CUC- und CUP-Klassen unbegreiflich.

Plötzlich fühle ich mich ganz elend mit Halsschmerzen und Fieber. Die Hotelrezeptionistin sagt: „Sofort ins Krankenhaus und zwar nach Miramar, das ist das beste“, und bestellt auch gleich ein Taxi.
Im Krankenhaus. Zuerst muss ich meinen Pass bei einem freundlichen Menschen am Zentralschalter abgeben, damit ich nach der Behandlung auch wirklich bezahle. Der nimmt meine Daten auf und ich warte zwischen anderen Patienten bei sehr hoch gestellter Klimaanlage apathisch ab, darf nach einer halben Stunde in einem kleinen Raum einer englisch sprechenden Ärztin Mundhöhle und Rachenraum zeigen, die fragt noch nach Husten, Atemnot und anderen Beschwerden, no und no. Dann bekomme ich einen Zettel, der dazu berechtigt, bei mir Blut abzunehmen. Ob das Blut auch auf Coronavirus untersucht wird?
Danach weiteres Warten. Die Atmosphäre zwischen Personal und Patienten ist sehr freundlich. Schliesslich bin ich wieder in dem kleinen Raum bei der Ärztin, die teilt mir mit, es wurden Bakterien in meinem Blut gefunden und sie verschreibt mir jetzt ein Antibiotikum. Auf dieses Zauberwort hatte ich gehofft. Und im Krankenhaus gibt es auch gleich eine Pharmazie, bei der ich es erhalte. Die Behandlung selbst kostet 80 CUC, es gibt eine ausgedruckte Quittung für die Krankenversicherung. Zurück ins Hotel, aufs Bett werfen und den Rest des Tages schlafen.

Genau abgezählt.

Alamar

Bestimmt eine halbe Stunde warten wir vergeblich auf Einlass in einen P3-Bus, die sind alle so überfüllt, dass sie gar nicht mehr halten. Dann fragt uns ein Einheimischer, wohin wir wollen und deutet auf einen gerade haltenden A-Bus, den können wir nehmen, er lotst uns mit rein und auf der Porvenir steigen wir um, da sind die P3-Busse nicht mehr so voll. Bevor wir ihm danken können, ist er schon in den nächsten Bus gehüpft.

In Alamar, dem nordwestlichsten Bezirk Havannas, gibt es besonders viele Organoponicos, also Landwirtschaft in der Stadt. Letztes Jahr waren wir hier schon mal.

Auch hinter diesem Flickzaun verbirgt sich ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet.

Über den Zaun gelugt. Spannend. Die Menschen grüssen freundlich. Zu gern hätte ich mich hier mit jemandem unterhalten, aber die Hürde meiner unzureichenden Sprachkenntnisse kann ich nicht überwinden.