Kahnfahrt

Der Sohn wünscht sich, im Boot auf der Oder mit mir rumzupaddeln. Widerstrebend stimme ich zu, bin ja nicht so der Wassersportler. Der Bootsbesitzer meint, wer vorn oder hinten sitzt, wäre egal, aber ich sollte mal ruhig vorn sitzen. Dann empfiehlt er grinsend, in die alte Oder abzubiegen wegen weniger Verkehr.

Schock kurz nach dem Start. Während wir noch versuchen, in Takt zu kommen, nähert sich polnischer Frachter wie riesenschwarzes Monster unserer Nussschale. Sohn lenkt souverän ans Ufer und sagt, ich soll jetzt mal ruhig bleiben.

Dann geht es eigentlich ganz gut weiter. Abbiegen nach links in alte Oder, schöne Fotomotive. Sohn gibt Kommando, ich soll mich anstrengen, im Takt weiter zu paddeln. Will ich aber nicht, will Fotos machen. Am Ufer drei alte Herren rufen: Wer vorn sitzt, gibt den Ton an. Sind wir im Theater auf der Bühne? Sohn möchte jetzt auch mal vorn sitzen, also legen wir irgendwo an und wechseln Plätze. Allerdings ist Sohn gross und kriegt seine langen Beine vorn kaum unter. Ausserdem können wir plötzlich nicht mehr richtig geradeaus fahren, sondern nur noch in blöden Kreisen. Erst wird ordentlich geflucht und geschrien, dann macht sich langsam Verzweiflung bei uns breit. Schliesslich vermuten wir, dass der veränderte Schwerpunkt des Bootes mit den Steuerschwierigkeiten zusammen hängt. Also wieder Bootssteg suchen und Plätze wechseln.

Ab jetzt geht alles prima, gerader Kurs, Sohn nicht mehr so leistungssportlermässig drauf, ich muss nicht dauernd mitrudern und soll mal ruhig Fotos machen.

Ganz schön, Oderberg entspannt vom Fluss aus zu sehen und manchmal ein bisschen in Fahrt zu kommen. Kann ich mich dran gewöhnen.

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