Eine Art Green Card

Ab 1785 kamen viele Siedler nach Galizien, vor allem aus der Pfalz. Das neu zur österreichischen k.k.-Monarchie gehörende „Kronland“ sollte mit Landwirten und Handwerkern aufgefüllt werden. Den Menschen wurden für die ersten Jahre allerhand versprochen: Steuer-, Fron- und Kriegsdienstbefreiung, kostenloses oder stark vergünstigtes Baumaterial, Werkzeug, Vieh. Der Andrang war gross. Es entstanden damals in Galizien und der Bukowina eine Menge neue Dörfer, Grösse und Art der Häuser waren genau vorgeschrieben. Einer dieser Siedler war ein Vorfahr meines Grossvaters, 1785 aus Staudernheim ausgewandert.
Ein bisschen Siedler-Spurensuche ist angesagt. Da die Häuser meist in Reihe beiderseits des Weges gebaut wurden und immer die gleiche Form und Grösse hatten, könnten sie leicht zu identifizieren sein. Bei Kolomea soll es laut Wikipedia ein deutsches Dorf namens Baginsberg gegeben haben, heute ein nördlicher Vorort der Stadt. Wir machen uns auf die Suche und finden tatsächlich – eine Strasse mit lauter kleinen alten Häuschen gleicher Form. Zwei Mädchen streichen den Zaun vor einem der Häuser, kennen Baginsberg aber nicht. Ein runzliges Gesicht schaut neugierig aus dem Fenster, ein Alter humpelt auf uns zu, krächzt: Baginsberg!, macht eine Handbewegung die Strasse rauf und runter und nickt. Er redet lebhaft auf uns ein, zu schade, dass wir uns nicht mit ihm unterhalten können.


Eins der Siedlerhäuschen, sie sind heute natürlich ganz unterschiedlich verkleidet, viele haben Asbestdächer.

Im Czernowitzer Stadtteil Rosch existiert noch der alte Friedhof, er wird weiterhin genutzt, bunt durcheinander alte und neue Gräber.


Auf dem Friedhof in Rosch.


Eine alte Ukrainerin begegnet uns.

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